Beate Kuhn hängt, unregelmäßig versetzt, neun weiße Baldachine aus weich fließenden Seidenbahnen, die jeweils einen zylindrischen Binnenraum mit kegelförmiger Spitze umschließen. Durch ihre klare Form wirken die Stoffzelte wie geschlossene Räume im Raum, die zu umschreiten oder zu betreten sind, während die verletzliche Transparenz des Gewebes den bergenden, schützenden Raumcharakter gleichzeitig wieder aufhebt. Der Seidenstoff reflektiert das einfallende Licht je nach Neigungswinkel ganz unterschiedlich und bietet ein faszinierendes Miteinander von blauen, blaugrauen, gelblichen bis hin zu strahlend weißen Tönungen. Raumgrenzen werden dadurch sinnlich erfahrbar und lösen sich im nächsten Moment optisch wieder auf. Großraum und Binnenräume durchdringen sich, lassen sich voneinander unterscheiden und bilden dennoch eine Einheit. Das Licht als immaterielles Medium spielt bei der Vermittlung der physisch spürbaren Räumlichkeit, die dem Installationskonzept zu Grunde liegt, eine zentrale Rolle.

Im Zusammenhang mit der ständigen leichten Bewegung der einzelnen im Luftzug schwingenden Seidenzelte entsteht die Erinnerung an Stationen einer sakralen Prozession und erweitert die Installation assoziativ um einen überraschend figurhaften Aspekt, der sich nicht so sehr an körperhafter Präsenz, sondern an schwebender Geistigkeit orientiert.

Alle Arbeiten, die Beate Kuhn im Obergeschoss des Landauer Hafermagazins über mehrere Monate hinweg konzipiert und realisiert hat, zeichnet ein ruhiger und meditativer Charakter aus, der sich auch in der Wahl der Materialien finden lässt. Dabei stehen Formreduktion und Sparsamkeit der Mittel deutlich im Vordergrund ihrer künstlerischen Strategie, die letztlich auf ein Innehalten, eine Besinnung beim Betrachter zielt. In der Dachraumgestaltung im Landauer Hafermagazin mit Installationen von Beate Kuhn ist Stille für eine kurze Dauer intensiv sinnlich erfahrbar.

Dr. Dorothee Höfert
Kunsthistorikerin, Kunsthalle Mannheim


In the Landau´ Hafermagazin Beate Kuhn is hanging, irregularly staggered, nine white baldachins, made of softly flowing silk, that are closing up cylindrical interior spaces with conical tops. Through their clear form the silk tents have an effect as enclosed spaces within a space that can be circled around or entered, whereas the vulnerable transparency of the material simultaneously repeals the protective, covering character of the room. The silk cloth reflects the incoming light depending on the angle of inclination in a different way and offers a fascinating togetherness of blue, blue-grey, yellow until bright white shades.
Through this spatial borders become sensually perceptible to dissolve optically in the next moment. The huge space and the little spaces are penetrating each other, can be differed from one another though they form a unity. The light as immaterial medium plays a central role for the transmission of the physically perceptible three-dimensionality on which the concept of the installation is based on. (...)
Through permanent and light moves of the silk tents swinging in the air one is reminded on stations of a sacred procession that broadens the installation for a surprisingly figurative aspect that is not so much oriented towards physical presence but suspended spirituality.
All works that had been planned and realized for months on the top floor of tue Landau Hafermagazin have got a silent and meditative character that also reveals itself by the choice of materials. (...)
Reduction of form and economizing of means have been set clearly in the foreground of her artistic strategy which finally is aiming at a contemplation of the spectator.
Through Beate Kuhns installations in the Landau Hafermagazin silence will be sensually perceptible for a short period of time.

 

Dr. Dorothee Höfert

Art historian, Kunsthalle Mannheim